Tag 9: Orjol – Woronesch

Heute ist Ausschlafen angesagt, denn die Busfahrer brauchen mindestens neun Stunden Ruhezeit. Ihr persönlicher Chip hält alles genau fest. Deshalb fahren wir erst um 10:40 Uhr los und der andere Bus folgt entsprechend später. Weil er weiter weg parkt, können wir immer noch nicht schauen, ob unser Koffer in seinem Bauch steckt. Es bleibt also spannend bis zum Abend.

Blick auf Orjol

Auch der Versuch, an Rubel zu kommen, misslingt. Der Automat im Hotel geht angeblich nicht, und an der Rezeption will man weder Euro noch Dollar wechseln. Beim Stop zum Mittagessen versuche ich es an einem Bankautomaten, doch der spricht nur russisch, und bevor der das Konto leer räumt, lasse ich die EC-Karte lieber wieder auswerfen. Von Mitreisenden leihen wir uns 1000 Rubel und wechseln später bei den russischen Begleitern weitere 1100 Rubel ein. Die gehen aber schon für das Bier beim Abendessen drauf, weil wir großzügig unseren Reiseleiter Wolfgang und den Experten Michael Thumann einladen. Vier Euro für eine Halbe Bier sind allerdings für hiesige Verhältnisse ein stolzer Preis.

Coca-Cola hat auch Russland erobert

Doch zurück zur Tagesetappe, die nur rund 340 Kilometer beträgt. Am Stadtrand passieren wir einen großen Coca-Cola-Abfüllbetrieb, einer von zweien in ganz Russland. Unterwegs fahren wir an riesigen Feldern mit äußerst fruchtbarer Schwarzerde entlang. Hier befindet sich die „Kornkammer“ Russlands. Beim Tankstopp kurz nach zwölf können wir eine museumsreife Zapfsäule bewundern. Aber es kommt tatsächlich Diesel raus für 60 Cent der Liter. Unser Bus fährt problemlos weiter.

Russischer Zapfhahn

Mittagessen von zwei bis drei in einem Restaurant im Wald. Typisch russisches Menü: Vorweg Borscht, mit Zwiebeln und Sauerrahm überbackenes Schnitzel, dazu Kartoffelpüree und als Dessert Quarkpfannkuchen.
Um halb sechs haben wir unser Hotel in Woronesch erreicht und machen nach dem Einchecken einen kurzen Spaziergang über den nahegelegenen Boulevard. Der Versuch, an einem Kiosk zwei Bananen zu kaufen, misslingt, weil die Verkäuferin den 1000-Rubelschein (etwa 17 Euro) nicht wechseln kann.

Reiseleiter Wolfgang Pohl

Als wir zurück sind, können wir endlich im zweiten Bus nach unserem Koffer suchen – ohne Erfolg. Womöglich ist er schon in Warschau geblieben, wo die Koffer kurze Zeit vor dem Verladen stehen mussten. Unser Reiseleiter will in den kommenden Tagen in den Hotels der vergangenen drei Etappen  fahnden. Aber selbst wenn der Koffer gefunden wird, müssen wir ihn für die weitere Reise abschreiben. Auf der Rückfahrt wird ihn unser Bus dann mit nach Hamburg nehmen.
Auf vieles im Koffer können wir notfalls verzichten und müssen jetzt nur häufiger waschen (lassen). Doch warme Sachen für die Gebirgsregion und ein paar andere Dinge werden wir in Wolgograd oder Astrachan wohl kaufen müssen. Aufregen bringt aber nichts. Wir bleiben entspannt und genießen erst einmal das Abendessen. Morgen sehen wir weiter.
Rund 2700 Kilometer liegen mittlerweile hinter uns. Das ist etwa ein Fünftel unserer knapp 14000 Kilometer langen Reise.

Wolkenhimmel über Russland

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