Auf nach Kirgistan (auch Kirgisistan genannt). Am Pfingstsonntag kurz nach acht Uhr verlassen wir Fergana. Leider ist es bedeckt und recht kühl – für die Usbeken schönes Wetter angesichts der Hitze, die normalerweise um diese Zeit herrscht. An anderen Tagen hätten auch wir die Wolken geschätzt, aber heute müssen wir fürchten, dass wir auf dem Weg zu unserem nächsten Etappenziel vom mehr als siebentausend Meter hohen Pamir-Gebirge wenig sehen werden.

Kirgische Kopfbedeckung
Zunächst fahren wir allerdings weiter durch das fruchtbare Tal. Immer wieder sehen wir Menschen, die in Gruppen Gehwege und den Straßenrand fegen oder die Blumenrabatte pflegen. Das sei sonntags üblich, sagt Oybek, der uns an der Grenze verlassen wird.
Bald wird es bergig neben der Straße, und kurz vor der Grenzstation sind in der Ferne die ersten schneebedeckten Gipfel zu sehen. Die usbekischen Beamten sind heute gnädig mit uns und fertigen uns zügig ab. Auch beim kirgisischen Posten läuft es für die Passagiere flott, doch mit den Bussen lassen sich die Grenzer gut zwei Stunden Zeit. Wir kaufen derweil bei einem fliegenden Händler von den letzten usbekischen Soum Süßigkeiten und warten unter einem Maulbeerbaum, nachdem es zu tröpfeln begonnen hat. Der Himmel zieht leider weiter zu.
Nach dem Mittagessen in der Stadt Osh setzt leichter Regen ein und die Wolken werden immer dicker. Um 17 Uhr (wir haben die Uhren wieder eine Stunde vorgestellt) stoppen wir bei einer Ansammlung von Jurten, bei denen Nomaden fröhlich feiern. Wie überall erregen wir natürlich Aufsehen. Mit Staunen verfolgt man die Route an den Busseiten.

Bei diesen Jurten wurde von den Bewohnern fröhlich gefeiert.

Eine Schlammlawine sorgt für Verzögerung.
Die Passstraße, die bis auf 3615 Meter Höhe führt, ist gut ausgebaut. Aber dann gibt es plötzlich einen Stau, weil der Regen eine Schlammlawine ausgelöst hat, in der ein Lkw steckengeblieben ist. Doch einige Pkw kommen durch, und unsere Super-Busfahrer wagen es auch, durch die Schlammbuckel zu fahren. Geschafft!
Auf der Passhöhe stecken wir leider in dicken Wolken. Die 3600 Meter Höhe merkt man schon ganz schön, beim Aussteigen wird den meisten schwindlig. Die Straße ist teilweise gut, teilweise muss der Bus aber auch durch Furten fahren und an einer ganz besonders steilen Stelle raucht es aus dem vorderen Bus. Kurzkonfernez der Busfahrer, kleiner Check, dann fährt der Bus weiter. Bei uns dreht allerdings das Automatik-Getriebe durch und es geht erst mal gar nichts mehr, in der Dämmerung in einer steilen Kurve. Super. Aber schließlich packt es der Bus doch wieder.
Auch über der auf gut 3200 Meter liegenden Hochebene mit dem Tagesziel Sary-Tash schwebt eine dicke Wolkendecke. Der Ort, der sich aus einem Winterlager der Nomaden entwickelt hat, ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Neben Steinhäusern stehen noch viele Jurten. Dazu gibt es eine Tankstelle und zwei einfache Gästehäuser. Leider ist es noch zu kalt für eine Übernachtung n der Jurte, in einem Privathaus warten Mehrbettzimmer bzw. Matratzenlager auf uns, mit Plumpsklo 20 Meter einen rutschigen Hang hinauf.

In der Turnhalle von Sary-Tash wartete noch ein spätes Abendessen auf uns.
Doch zunächst einmal erwartet uns ein herzlicher Empfang in der Turnhalle des Ortes. Die Gastgeber haben ein Essen mit lokalen Spezialitäten für uns vorbereitet. Die vergorene Stutenmilch lassen die meisten lieber stehen, und ob es sich bei dem Fleischspieß um Pferd handelt, wollen wir lieber nicht wissen. Begrüßt wurden wir übrigens auf Deutsch mit „Guten Abend“ von einem Kirgisen, der zwei Jahre in Berlin gelebt hat. Einheimische Frauen in Tracht führen uns während des Essens vor, wie eine Braut auf die Hochzeit vorbereitet und geschmückt wird. Und weil wir „Bergfest“ haben (die Hälfte der Reise liegt hinter uns), spendieren die Reiseleiter rosa Cremant de Loire. Leider können wir ihn nicht so ausgiebig genießen, wie wir das gern hätten, die Höhe und die Furcht vor dem Gang zum Klo stecken uns in den Knochen.
Es wartet wieder eine kurze Nacht auf uns, nicht nur wegen der Unruhe, wenn jemand raus muss. Es dauert auch, bis 30 Leute an einem Wasserhahn, dessen Vorratsbehälter immer wieder nachgefüllt werden muss, ihre Zähne geputzt haben. Eigentlich gibt es Mädels- und Jungszimmer, aber wir schlafen gemeinsam mit einem anderen Ehepaar in einem Zimmer auf dem Fußboden.