
Chinesische Kleinstadt: Blick auf Korla aus dem 20. Stock unseres Hotels.
Wir nähern uns dem Tiefpunkt unserer Reise. Kein Grund zur Sorge: Wir haben keinen Grund uns zu beschweren. Aber heute geht die Fahrt zum tiefsten Punkt unserer Reise, zur Turfan-Senke, die bis zu 154 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Das kann nur noch das Tote Meer toppen. Dazu kommt, dass das Gebiet der heißeste Ort in China ist. Bis zu 50 Grad heiß kann es im Sommer werden (und im Winter bis zu minus 15 Grad). Da kommt einiges auf uns zu.

Die nahe Wüste überzieht die Berge auf dem Weg nach Turfan mit Sand.
Aber zunächst einmal müssen wir gut 400 Kilometer fahren und dabei zwei Vorgebirge des Tian Shan überwinden, dessen Gletscher die Oasenstädte am Nordrand der Taklamakan-Wüste und auch die Turfan-Senke mit Wasser versorgen. Da geht es erstmal auf fast 1800 Meter Höhe zwischen abenteuerlichen Felsformationen hindurch, allerdings auf einer gut ausgebauten Autobahn. Christian am Steuer ignoriert die 40-km-Schilder („gilt nicht für Ausländer“) auf den Gefällestrecken und überholt bergab sogar den anderen Bus. Im zweiten Gebirge spürt man die Nähe der Wüste, deren Sand die Berge in Dünen verwandelt.

Geht doch: Auch Nudeln lassen sich mit Stäbchen essen.
Bei der Mittagspause mit einfachem Imbiss gegen halb drei ist das Thermometer schon auf 39 Grad geklettert. Wir sind bereits fast auf Meereshöhe und kommen an mehreren großen Windparks mit jeweils 700 Anlagen vorbei. Um 17 Uhr erreichen wir die Ruinenstadt Jiaohe. Sie liegt auf einer Insel, um die herum sich ein Fluss tief eingegraben hat. Wir sind angenehm überrascht, als wir vom Parkplatz mit kleinen offenen Elektrobussen die 400 Meter vom Parkplatz bis zur Rampe, die auf die Insel hinaufführt, gefahren werden, denn mittlerweile sind es 41 Grad im Schatten, der allerdings in der Ruinenstadt kaum zu finden ist. Nach einer guten halben Stunde machen wir uns auf den Rückweg zum Fuß der Rampe, wo wir uns im Schatten eines Cafes eine kühle Limo gönnen und auf die Hartgesottenen warten, die auch das letzte Eck der Stadt erkunden, die schon gut 100 Jahre vor Christus gebaut und im 13. Jahrhundert von den Mongolen niedergebrannt wurde.

Abseits der Hauptwege: Junge Pioniere spielen am Straßenrand.
Als wir unseren Bus wieder erreichen, ist das Thermometer auf 43 Grad geklettert – und das kurz vor 19 Uhr. Nur gut, dass unser Busfahrer Christian schon die Klimaanlage laufen hat. Christian kommt dennoch kurz drauf ins Schwitzen, denn in Turfan ist die Hauptstraße zu unserem Hotel gesperrt und das Navi unserer Begleiter führt uns in eine immer enger werdenden Gasse. Wir bekommen einen Einblick in die alten Häuser der einfachen Bewohner der Stadt und sehen junge Pioniere beim Spiel nach ihrem Sonntagstreff. Doch dann wird es zu eng für den Bus und Christian muss fast 500 Meter rückwärts fahren – eine Meisterleistung, zumal immer wieder Roller und Pkw versuchen, sich an uns vorbei zu quetschen. Doch schließlich erreichen wir glücklich das Hotel, wo wir zwei Nächte bleiben werden.