Ein Tag wie gestern ist natürlich nicht zu toppen. Heute geht es weiter durch die Gobi nach Osten. „Die Straße ist gut und führt hinein in den Hexi-Korridor, der ein bedeutender Durchgang von Xinjiang über die Provinz Gansu in das chinesische Herzland ist“, heißt es in unserem Roadbook, in dem alle Strecken und Stationen unserer Reise kurz beschrieben sind. Hier mussten alle Karawanen der Seidenstrasse durch, und hier haben die Chinesen viele Jahrhunderte lang ihr Land gegen Eindringlinge aus dem Westen und Norden verteidigt.
Kein Wunder, dass hier die Große Mauer beginnt (oder endet, je nachdem wie man es sieht). So steht denn auch nach gut 350 Kilometern Fahrt eine Besichtigung der Mauer und zuvor noch einer alten Festung an, die an der engsten Stelle zwischen den bis zu

Detail an einem Wachturm der Festung.
fünfeinhalb Tausend Meter hohen Bergen des Qilian Shan und den deutlich niedrigeren Schwarzen Bergen steht. Wir sind hier zwar wieder die einzigen westlichen Touristen, aber dafür wimmelt es von Chinesen, die ihre eigene Vergangenheit entdecken.
Beim Mittagessen an einer Autobahn-Raststätte gibt es diesmal Buffet. Wieder sehr lecker. Dann können wir bei der Weiterfahrt noch ein etwas ausruhen, bevor es bei gut 30 Grad in die Festung geht, die im 14. Jahrhundert errichtet wurde, nachdem die Mongolen wieder einmal zurückgedrängt worden waren. Doch jetzt ist praktisch alles renoviert. Wie schon bei den Buddha-Höhlen und den Dünen von Dunhuang werden wir mit kleinen Elektrobussen zwischen den teilweise weit auseinander liegenden Stationen (Ticket-Office, Festung, Museum, Parkplatz) gefahren.

Bei den Sehenswürdigkeiten wird man mit Elektrobussen von einer Station zur nächsten gebracht.
Die Festung ist schon beeindruckend, auch wenn hier ein unglaublicher Rummel herrscht. Da marschieren Pseudo-Wächter auf, gibt es Kampfvorführungen und natürlich Souvenirstände ohne Ende. Was solche Dinge betrifft liegen Chinesen und US-Amerikaner nicht weit auseinander.

Bis zum vordern Turm hat es Gitta geschafft.
Bei der Mauer haben wir Glück und es sind gerade wenig andere Touristen auf dem begehbaren Teil unterwegs. Das Stück wurde 1987 renoviert und sieht größtenteils aus wie neu. Es ist zwar nicht ganz so mächtig wie der bekannte Teil im Raum Peking, aber es liegt über 1700 Meter hoch und wird „hängende Mauer“ genannt, weil die Mauer hier förmlich am Hang klebt.
Es geht dabei immer steiler hinauf, und die Treppenstufen sind sehr unterschiedlich und teilweise sehr hoch. Den Weg hinauf zum höchsten Turm schafft deshalb nur der harte Kern in der vorgegebenen Stunde für rauf und runter. Während ein Großteil der Gruppe schon deutlich vorher kehrt macht, marschiert auch Gitta fleißig voran, trotz der Höhe und der immer noch 36 Grad auf der schattenlosen Mauer. Allerdings hat sie sich mit einem Schuss Red Bull vom Banknachbarn im Bus gedopt. Beim vorletzten Turm fast am höchsten Punkt kehrt sie um. Dennoch: Respekt. Vor ihrer Operation wären solche Aufstiege undenkbar gewesen. Wir haben uns unser Abendessen wieder einmal redlich verdient.

Platz in Jiayuguan – einer Stadt, die nicht ganz die Größe Augsburgs hat.