Lanzhou – Viermillionen-Stadt: In unserem Roadbook steht, dass sie zu den zehn am meisten durch Luftverschmutzung belasteten Städten gehört. Stuttgart lässt grüßen, denn auch Lanzhou liegt in einem engen Tal. Die Stadt am Oberlauf des Gelben Flusses (Hoangho) ist nur drei Kilometer breit und 50 Kilometer lang. Sie ist durch die Öl- und Gasfunde in der Umgebung und die dadurch entstandene Petrochemie groß geworden. Doch die Luftqualität habe sich wesentlich verbessert, seitdem man von Kohleheizungen auf Erdgas umgestellt und rund um die Stadt massiv aufgeforstet hat, versichert unser örtlicher Begleiter. Allerdings ist es heute recht drückend. Erst am Abend, nachdem es leicht geregnet hat, wird die Luft klar bei angenehmer Temperatur.

In dem Park der fünf Quellen gibt es ausgedehnte Tempelanlagen.
Wir fahren erst einmal zu einem Park, der sich aus der 1500 Meter hoch gelegenen Stadt fast bis zum Gipfel des 2200 Meter hoch reichenden Südberges hinaufzieht und der für seine fünf Quellen bekannt ist. Ein sehr schöner Park wieder mit Tempelanlagen, in dem sich – es ist Montag – erstaunlich viele Menschen tummeln. Die meisten sind Rentner, auch wenn man es ihnen nicht ansieht. Nicht nur, weil Chinesen jünger aussehen, sondern weil hier Frauen mit 55 und Männer mit 60 in Rente gehen. Und weil die Wohnungen nach wie vor sehr klein sind, verlegen sie ihre Freizeitbeschäftigung ins Freie. Da wird getanzt, musiziert, gesungen, eine Art Federball mit den Füßen gespielt oder Tai-Chi geübt. Wir sehen auch Männer, die mit einem Wasserpinsel kunstvoll Buchstaben auf den Boden malen, über die andere einfach hinweglaufen und die kurz darauf wieder weggetrocknet sind.
Nächste Station ist am Gelben Fluss, der hier schon ganz schön breit ist und mit starker
Strömung Richtung Osten fließt. Erst seit 110 Jahren gibt es eine feste Brücke aus Eisen – gute deutsche Ingenieurarbeit. Gebaut wurde sie von einer Hamburger Firma, die die Einzelteile per Schiff und Eselskarren nach Lanzhou schaffen ließ, was eineinhalb Jahre gedauert hat.

Ein Teil der Eisernen Brücke über den Gelben Fluss bei Nacht.
Heute geht alles viel schneller in China. Selbst unsere Reiseleiter staunen immer wieder, wenn sie nach ein, zwei Jahren in eine Stadt kommen, wieviel sich verändert hat. Da werden achtstöckige Wohnblöcke nach zehn Jahren abgerissen, um 20- bis 30-stöckigen Häusern Platz zu machen. So viele Baukräne wie in Lanzhou sieht man in keiner deutschen Stadt. An manchem Wolkenkratzer steht in großen Ziffern auch gleich die Telefonnummer für Kaufinteressenten. Der Grund gehört aber immer dem Staat. Erworben wird nur das Nutzungsrecht für zehn, zwanzig oder mehr Jahre.

Nicht nur in Lanzhou sprießen Wolkenkratzer ohne Ende aus der Erde.
Bevor es zu Mittag wieder eine Nudelsuppe gibt, dürfen wir noch einen weiteren Park auf der anderen Flussseite besuchen. Der Nachmittag ist endlich mal ohne Programm. Wir relaxen und sortieren unsere Koffer neu. Am Abend geht es dann nach dem Essen auf den Fluss. Vom Schiff aus sehen wir am besten, wie gern hier Häuser, Straßen und Brücken mit bunten Lichtern geschmückt werden. An unserem Hotel läuft sogar eine Leuchtreklame über die ganze Fassade. An Bord fließt dazu 52prozentiger Reisschnaps, den Liu Guosheng spendiert, der uns morgen wieder verlässt