Tag 48: Bengbu – Nanjing

Die Fahrtage werden immer kürzer. Nur gut 200 Kilometer stehen heute auf dem Programm. Dafür erfahren wir, wie es einer deutschen Firma in China ergeht, die hier schon seit 1994 aktiv ist: Bosch Siemens Hausgeräte, kurz BSH. Das Unternehmen, zu dem neben Bosch und Siemens heute auch die Marken Gaggenau, Neff und Constructa gehören, hat hier am Anfang viel Geld gelassen, wie Bernhard Weber aus der Geschäftsführung der chinesischen BSH-Gesellschaft berichtet. Aber inzwischen hat man die Anteile des ursprünglichen chinesischen Partners übernommen, hat 13000 Mitarbeiter im Lande und fünf große Standorte. Mit 12 Prozent muss man sich auch hinter dem Platzhirsch Haier (24 Prozent) nicht verstecken. Neben dem Hauptsitz Nanjing, wo vor allem Waschmaschinen, kleine Haushaltsgeräte und chinesische Kochgeräte hergestellt werden, gibt es ein großes Werk in Chenzhou unter anderem für Kühlschränke, das derzeit groß ausgebaut wird.

Menü aus der Box: In der Kantine des Unternehmens gab es erst mal ein leckeres Essen.

Produziert wird in erster Linie für China, dem schon jetzt größten Markt für BSH. Nach Deutschland gehen aber zum Beispiel Waschtrockner und kabellose Staubsauger, deren Fertigung wir uns ansehen können. Auch die Tassimo-Kaffeebereiter werden hier von Mitarbeiterinnen montiert.
Wir haben viele Fragen und bekommen bereitwillig Auskunft, aber die Details sollen hier nicht langweilen. Einige Unterschiede zu deutschen Gewohnheiten sind aber doch erwähnenswert, So wäscht die chinesische Hausfrau nicht nur zweimal die Woche, sondern mehrmals am Tag und macht dazu viele kleine Häufchen: eines mit der Wäsche für Opa, eines für die Oma, den Mann, die Kinder, eins für Seide, eins für Wolle und so weiter. Und auch der Kühlschrank muss für chinesische Bedürfnisse angepasst werden: kein Butterfach und kein Eihalter, sondern ein großer Behälter für Eier, die kiloweise eingekauft werden. Der vernetzte Kühlschrank, der selbst den Nachschub bestellt, wird hier nach Webers Ansicht viel schneller kommen als in Deutschland. Er rechnet bereits in zwei Jahren damit. Schon jetzt bestellen viele Chinesen Lebensmittel online, die in zwei Stunden geliefert werden. In vielen Wohnblocks gibt es dazu bereits große Postabteile mit Kühlfächern.

Zeigt her eure Füße: Zur Werksbesichtigung gab es Sicherheitskappen.

Was uns überrascht: Geeignetes Personal ist schwer zu bekommen und zwar sowohl Akademiker wie auch einfache Arbeiter. Trotz schlechterer Bezahlung arbeiten viele Frauen lieber im Hotel. Mechatroniker zum Beispiel bildet BSH selber aus in Zusammenarbeit mit einer Berufsschule. In 18 Monaten erwerben die Teilnehmer sowohl einen chinesischen wie auch einen Abschluss von der Deutschen Außenhandelskammer.
Wir sind übrigens jetzt in der Reishälfte Chinas angelangt, Im Norden isst man eher Nudeln, wie wir bei der mittäglichen Suppe fast täglich erlebten. Im Süden dagegen gehört der Reis zum Essen. Die Felder am Straßenrand sind nicht zu übersehen. Der Anbau ist mühsam, wie uns unser Begleiter „Franz“ schildert, und die Produktion reicht auch nicht, so dass China kräftig in Thailand zukauft.

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