Tag 49: Nanjing

Wir haben den Yang Tse überschritten – mit mehr als 6500 Kilometern Länge neben dem Gelben Fluss einer der beiden großen Ströme Chinas. An ihm verläuft die Reisgrenze des Landes. Die Stadt Nanjing, in der wir zwei Nächte bleiben, war im alten China Sitz vieler Kaiser und unter der Ming-Dynastie (1368 bis 1644) mit fast einer halben Million Einwohner eine der größten Städte der Welt. Noch bevor Kolumbus Amerika entdeckte, wurden hier Schiffe gebaut, in denen die Flotte des Genuesers un spanischen Diensten gleich mehrfach Platz gefunden hätte. Doch nach nur 30 Jahren machte ein neuer Kaiser dem kurzen Gastspiel der Chinesen als Seemacht ein Ende und konzentrierte sich wieder wie schon so viele Herrscher vor und nach ihm auf die Abwehr der Feinde im Westen und den Zusammenhalt des riesigen Landes. Nanjing (südliche Hauptstadt) musste den Kaisersitz 1421 an Beijing (nördliche Hauptstadt) abgeben.

In der Stadt der Bäume sind auch viele Radfahrer unterwegs.

Die Stadt lebt heute stark von der chemischen Industrie. Die deutsche BASF ist da stark beteiligt. Nanjing gilt als eine von drei Backofenstädten in China wegen der schwülen Wärme (bis 40 Grad) und der schlechten Luft. Aber das ist alles viel besser geworden, heißt es. Auch hier wurde massiv aufgeforstet. Nanjing wird jetzt „Stadt der Bäume“ genannt, weil statistisch 14 Bäume auf jeden der mehr als sechs Millionen Einwohner kommen (oder sind es doch 9, 12 oder 15? Hier ändern sich Einwohnerzahlen ja schnell, allein schon, wenn man das Umland dazu zählt).

Rikscha-Fahrer im kaiserlichen Gelb warten vor dem Konfuziustempel auf Kundschaft.

Wir besichtigen wieder die Altstadt und dort den Konfuziustempel und erfahren dabei viel über den chinesischen Weisen. Als wir die vielen Glückstäfelchen sehen, die dort von den Einheimischen aufgehängt werden, genügt ein Blick und schon hängen zwei Tafeln mit guten Wünschen für Philipp und Alex an der Wand.

Und schon hängen zwei Glückstafeln für Philipp und Alex an der Wand.

Weiter geht es zum John Rabe-Haus. John Rabe – wer ist John Rabe? In Deutschland kennt ihn kaum jemand, aber der „deutsche Buddha von Nanking“ wird hier verehrt wie ein Heiliger. Als die Japaner 1937 die Stadt eroberten, haben sie die Bevölkerung brutal niedergemetzelt. Zusammen mit Engländern und Amerikanern hat Rabe, der seit 1906 Repräsentant des Siemens-Konzerns in China war, eine Sicherheitszone eingerichtet, in der mehrere Hunderttausend dem Massaker entkamen und er hat darüberhinaus in seinem Wohnhaus mehr als 600 Menschen vor dem sicheren Tod bewahrt. Sehr bewegend. Der Vegleich mit Schnindler ist durchaus gerechtfertigt.

Eier werden kiloweise im Säckchen verkauft.

Ein kurzes Gewitter zeigt uns,dass die Monsunzeit bereits begonnen hat. Bei 32 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit sind wir froh, früh im Hotel zu sein. Aber für einen Espresso gehen wir noch mal raus, auch wenn die Bestellung im Starbucks gegenüber ein echtes Abenteuer ist. Keiner von den jungen Leuten spricht englisch. Auf dem Rückweg gehen wir durch den „Walmart“’ in dem vieles an landestypischen Lebensmitteln offen verkauft wird.
Leider schlafen wir sehr schlecht. Man hat uns offenbar das kleinste Zimmer gegeben – das Bett ist gerade mal 1,5 Meter breit.

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