Tag 52: Shanghai

Im Jinmao-Tower geht es wieder hoch hinaus.

Heute geht’s noch einmal hoch hinaus: Wir fahren auf den Jinmao-Tower auf der Pudong-Insel, dem Finanzzentrum Shanghais. Mit seinen 420 Metern nimmt er sich zwischen seinen Nachbarn, dem Shanghai World Financial Center, im Volksmund „Flaschenöffner“ genannt, und Chinas höchstem Gebäude, dem Shanghai-Tower (632 Meter) fast schon bescheiden aus. Uns reicht’s aber, in 46 Sekunden die 88 Stockwerke hochzurasen. Oben geht es in 340 Metern Höhe einmal um die verglaste Aussichtsplattform.

Dann verlassen wir die Welt der Wolkenkratzer und fahren mit einem chinesischen Bus in eine Seidenfabrik, wo uns eine sehr kompetente und geschäftstüchtige junge Dame in perfektem Deutsch noch einmal erklärt, wie Seide hergestellt wird. Auch wir erliegen ihrem Charme und kaufen zwei Seidenbettdecken. Wir wollen mal testen, ob diese halten, was die Verkäuferin verspricht. Und wir sind beileibe nicht die einzigen, im Ausgang stapeln sich die Decken unserer Mitreisenden. Es wird gar nicht so leicht, alles im Gepäck unterzubringen.

Unglaublich reißfest: Das Gewebe aus Seide lässt sich kräftig dehnen.

Die Seidentücher im Shop sind ziemlich schaurig-bunt, der Reiseleiter des zweiten Busses, der mit einer Chinesin verheiratet ist, kommentiert das so: „Die produzieren eben für den lokalen Markt.“ Die Seidenbettwäsche hingegen sieht superschön aus, kostet aber auch umgerechnet 200 Dollar pro Set. Mittagessen gibt’s gleich nebenan in einem Lokal, in dem nach Maos Lieblingsküche gekocht wird – es steht auch noch eine Mao-Statue neben der Kasse. Weil es vor ein paar Tagen ziemliches Gemaule über das sehr milde Essen der Nordchinesen gab, ist es heute extrascharf.

Auf der Fahrt zum Longhua-Tempel merken wir, wie komfortabel wir es in unseren großen Bussen hatten, die leider schon am Hotel der Rückreisegruppe stehen. Vom Tempel selbst ist nur noch sehr wenig original, er wurde 1954 wiederaufgebaut und 2003 noch einmal modernisiert. Nachdem wir so viele wunderschöne Tempelanlagen gesehen haben, reißt uns diese nicht vom Hocker.

Noch ein Tempel, aber der tausendarmige Buddha ist doch beeindruckend.

Irgendwie ist auch besichtigungstechnisch bei vielen die Luft raus. Deshalb beschließen wir, nur noch in die Altstadt zu fahren, weil etliche shoppen wollen, und das ehemalige französische Gebiet der Stadt auszulassen. In der Altstadt folgt der Kulturschock: alles neue, nachgebaute Gebäude (ein bisschen wie im Europa-Park) mit extrem vielen Shops, dichtem Gedränge und fast unerträglichem Lärm.

In der Altstadt – hier die Zickzack-Brücke – wimmelt es von Touristen.

Klaus und ich wandern einmal über die Zickzack-Brücke, die die bösen Geister von der Altstadt abhalten soll, weil sie nicht um Ecken gehen können, und entdecken direkt dahinter den Eingang zu einem Park. Nach 50 Tagen betreutem Reisen die erste selbstständige Tat: Wir kaufen uns zwei Tickets, Klaus handelt sogar noch einen 50-Prozent-Rentner-Rabatt raus und wir betreten eine sehr schöne Gartenanlage (den Yu-Garten), den ein hoher Beamter 1559 angelegt hat. Die anderen Mitreisenden sind ziemlich neidisch auf uns, als sie das hören.

Beim Rückweg zum Bus fängt es an zu regnen, deshalb sind wir froh, als wir am Hotel ankommen. Ich steige noch in die Badewanne und genieße ein Schaumbad, bevor wir zum Abschiedsessen ins Buffet-Restaurant gehen, wo es wunderbaren rohen Fisch und sehr genießbaren Rotwein gibt. Die ersten Mitreisenden verabschieden sich gegen zehn Uhr, weil ihr Flieger noch in der Nacht geht. Wir sinken in unsere Betten und genießen von dort aus  noch einmal die Skyline von Pudong aus den bodenhohen Fenstern.

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