Adventure!
Haben wir was von früh aufstehen geschrieben? Vergesst es! Heute gibt es um 5 Uhr Frühstück: Milchreis, Wurst, Käse, hartgekochte Eier und auf intensive Nachfrage ein bisschen Brot. Die Busfahrer haben schlecht geschlafen, weil ihre Zimmer direkt über der hauseigenen Disco lagen. Das Frühstück hebt ihre Laune nicht wirklich. Milchreis, bäh! Dabei wissen sie noch gar nicht, was heute auf sie zukommt.

An dieser Stelle blieb der Bus stecken.
Dass die Piste jenseitig schlecht ist, hat sich schon rumgesprochen, aber es geht einfach nur extrem langsam voran. Und dabei müssen wir heute 454 Kilometer zurücklegen. Bis ca. 9 Uhr geht’s noch, aber dann gibt es keine Straße mehr, nur noch ein Piste. Durchschnittsgeschwindigkeit ca. 10 Stundenkilometer. Hin und wieder gibt es eine „technische Pause“ (sprich Möglichkeit zum Pinkeln) in der Weite der karakalpakischen Steppe. Wer Glück hat, findet einen 50 Zentimeter hohen Grasbuschen zum Dahinterducken. Das Schamgefühl lässt da nach.

Jetzt ist Geduld gefragt: Erst nach zwei Stunden geht es weiter.
Und um 12 Uhr ist erst mal Pause: Der Bus steckt fest. Er sitzt hinten auf einem betonharten Sandbuckel auf und die Antriebsräder drehen durch. Chef Christian hat sich eigentlich seit drei Monaten das Rauchen abgewöhnt, jetzt steckt er sich erst mal eine an. Nach zwei Stunden harter Arbeit und vielen vergeblichen Versuchen ist nach zwei Stunden endlich der Bus wieder frei. Nur zum Verständnis: In jede Richtung waren es ca. 200 Kilometer bis zur nächsten größeren Ansiedlung. Wüste halt. Und so saßen wir zwei Stunden lang in der Mittagszeit in der Wüste – das hätte ich mir vorher auch nicht träumen lassen. Zum Glück wehte ein kühler Wind, allerdings mit unangenehmem Sand, und nicht mal die Busse gaben Schatten.

Jeder schützt sich so gut es geht.
Dann ging es auf der Schotterpiste weiter bis zur Grenze. Nach drei Stunden und dreimaligem Durchqueren des Zollraums konnten wir endlich weiter. Es war inzwischen kurz vor acht und vor uns lagen noch über hundert Kilometer. Um halb zwölf erreichten wir endlich unser Übernachtungsziel, ein Teehaus „mitten im Nirgendwo“, wie es angekündigt war. Dort warteten zwei weitere Überraschungen auf uns: Männlein und Weiblein mussten getrennt übernachten (Klaus im Siebenbettzimmer, bei uns waren es zehn, mit jeweils einer Toilette und einem Waschbecken mit dünnem Wasserstrahl) und eine Folkloregruppe aus Nukus war extra 250 Kilometer weit angereist, um uns beim Abendessen zu unterhalten. Also war es ca. 2 Uhr, bis wir unser karges Nachtlager beziehen konnten.

Viel Spaß zu siebt im Zimmer.