Tag 18: Nukus – Chiwa

Wir sind im Orient angekommen!

Nach einem wunderbaren Frühstück im schilfbeschatteten Innenhof des Hotels in Nukus ging es durch die Wüste Kisilkum und dann an Baumwollfeldern entlang zum Fluss Amu Darja, der die autonome Republik Karalpakstan von der Region Choresm trennt.

Oybek, unser Begleiter in Usbekistan, deckt uns mit vielen Informationen ein.

Reiseleiter Wolfgang stellte uns während der Fahrt die Varianten der Seidenstraße vor, die ja nie eine einheitliche Strecke von A nach B war, sondern ein ganzes Netzwerk von Routen, auf denen die Händler mit ihren Karawanen die Waren ein Stück weit transportiert und in einer der Oasen an den nächsten weitergegeben haben. Oybek Ostanov versorgte uns mit allgemeinen Informationen über Usbekistan.

Ein paar Fakten aus der Rubrik „unnützes Wissen“ fürs Partygespräch beim Diavortrag nach der Reise: Die Lebenserwartung in Usbekistan beträgt 75 Jahre, das Durchschnittsalter liegt bei 27 Jahren (davon können wir nur träumen). 120 Völker und Nationalitäten leben in dem Land. Der höchste Berg ist über 4600 Meter hoch, der tiefste Punkt liegt 12 Meter unter Meereshöhe. Und weil wir uns immer noch schwertun, die Größe dieser Länder wirklich zu begreifen: Allein der bergige Teil Usbekistans ist dreieinhalb mal so groß wie die Schweiz, die Kisilkum-Wüste hat die Größe von Polen. So, genug der Statistik, nur noch eine interessante Info von Oybek: In einigen Gegenden Usbekistans tragen die Schulkinder einen Chip bei sich. Wenn sie das Schulgebäude betreten oder verlassen, erhalten die Eltern eine SMS – ein Traum für Helikoptermütter!
Und dann empfängt sie uns, die Stadt Chiwa, „die Wohltuende“.

Alte Mauern – zum großen Teil restauriert: Chiwa in Usbekistan.

Zunächst zum Hotel, Koffer abliefern, dann ab in die historische Altstadt. Die reich verzierten Paläste, die vier Stadttore, die Koranschulen (Medresen), die Moscheen mit ihren üppigen Verzierungen in blau, grün und weiß – die Märchen aus Tausendundeiner Nacht werden dort wahr. Wir sind überwältigt. Passend dazu erzählt uns Oybek ein paar Legenden zu den Bauwerken, mir denen wir euch nicht langweilen wollen.
Nicht ins Reich der Legenden gehören die Gelehrten, die aus dem Khanat Choresm stammen: der Mathematiker Al Choresmi zum Beispiel, der Anfang des 9. Jahrhunderts ein allgemein verständliches Buch über das Rechnen mit Dezimalzahlen geschrieben hat (der Begriff Algebra wurde aus dem Titel dieses Buchs abgeleitet). Auch den Algorithmus, der uns im digitalen Zeitalter auf Schritt und Tritt begleitet, verdanken wir ihm. Ebenfalls aus dem Khanat Choresm stammt der Mathematiker Al Beruniy, der bereits im Jahr 1018 den Erdradius mit einer Abweichung von 0,5 Prozent korrekt berechnete. Der Dritte in der Runde ist der 980 geborene Universalgelehrte, Philosoph und Arzt Avicenna (Vorbild für den „Medicus“).

Am Abend war wieder mal Folklore angesagt – aber sehr gut.

Nach so viel Bildung genießen wir das Abendessen im Hof einer ehemaligen Koranschule ganz besonders – sogar die Vorführung einer Folkloregruppe genießen wir wirklich. War schon schlimmer.
Ein Tag ganz nach dem Koranzitat, das Oybek uns vorgelesen hat:
„Wer sein Haus verlässt und nach Wissen sucht, der wandert auf Gottes Pfaden. Und wer reist, um Wissen zu finden, dem wird Gott das Paradies zeigen.“

 

 

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