Tag 27: Sary Tash – Kashgar

Um sechs Uhr morgens geben die Wolken die Siebentausender frei.

Am Morgen geht es einigen von uns richtig übel – selbst der kirgisischen Reiseleiterin. Aber ein paar Aspirin und eine Tasse Tee renken alles wieder ein. Und dann ist nur noch Staunen angesagt, als um sechs Uhr hinterm Pamir-Gebirge die Sonne aufgeht (ja, das haben wir gesehen, so früh sind wir hier auf den Beinen!). Wir konnten uns gar nicht sattsehen an diesen schneebedeckten Bergen, die bis auf über 7000 Meter hochragen. Und davor das riesige, sattgrüne Hochplateau – eine Landschaft, wir wir sie noch nie gesehen haben, da sind wir uns alle einig. Kirgistan besteht zu 94 Prozent aus Gebirge, es hat drei 7000er und 23 6000er. Und viele Bergspitzen haben noch keinen Namen, die warten noch auf eine offizielle Erstbesteigung. Tipp für Trecking-Fans: Es gibt dort geführte Touren mit einem Packpferd. Das muss überwältigend sein.

Um sieben Uhr werden die Schafherden aus dem Dorf zusammengeführt und zur Weide gebracht.

Kurz vor acht Uhr fahren wir los und die Wolken reißen auf. Das Panorama wird immer großartiger, menschliche Ansiedlungen immer seltener. Auf einer Passhöhe von 3785 Metern gibt es einen Fotostop, der reichlich genutzt wird. Aber man merkt schon jede Anstrengung.

Gigantischer Ausblick vom Hochtal auf 3400 Meter auf die Siebentausender.

 

Von da an geht’s bergab. Die kirgisische Ausreise ist schnell erledigt, in einer Stunde sind wir durch. Und ich werde sogar gelobt, weil ich meinem Passbild so ähnlich sehe! Aber ein paar Kilometer weiter wartet die chinesische Grenze. Erster Check: Ein Beamter steigt ein und zählt, ob in dem Riesenbus wirklich nur 27 Leute sitzen – in China würde locker das Doppelte reinpassen. Nächste Station: Ein blinkender Stacheldraht, davor ein Campingtisch, neben dem drei Beamte stehen. Wir treten einzeln vor, zeigen unseren Pass und ein Beamter trägt unsere Vornamen und die Passnummern ein (leider vergisst er die bei mir). Dann halten wir den Pass in Brusthöhe vor uns hoch und ein zweiter fotografiert uns samt Pass. Der dritte passt auf, dass die beiden alles richtig machen. Ein paar Kilometer weiter wird es dann ernst: chinesische Grenzkontrolle. Ist aber leider ab 13.30 Uhr für drei Stunden geschlossen. Wir sind 13.28 Uhr da, das lohnt sich nicht mehr. Also drei Stunden Mittagspause im Nowhereland, ohne Toilette, Sonnenschutz o. Ä. Da bleibt man gern im Bus und macht ein Nickerchen. Um 16.30 Uhr öffnet sich das Tor, nur für die Mitteilung, dass wir woanders hinmüssen, nebenan in die Baustelle. Dort erst mal Warten. Dann heißt es: Formulare ausfüllen. „Frau Köhler, wer ist Frau Köhler?“ Da kommt auf, dass der erste Beamte vergessen hatte, meine Passnummer einzutragen.
Weiter geht es: Handgepäck holen und durch den Scanner schieben. Der Scanner ist dummerweise kaputt, also Taschen öffnen, ausräumen, vorzeigen… Als 10 von uns damit fertig sind, werden wir alle ( auch die Fertigen) in den Warteraum zurückgescheucht. Man will das gesamte Gepäck sehen. Also Koffer holen, warten. Dann geht der Scanner wundersamerweise doch. Alle Koffer, das gesamte Handgepäck aufs Scannerband legen, dann zweimal durch den Personenscanner durch, hinten aus dem großen Haufen das Gepäck rausfischen. Um 18.25 Uhr sind wir damit fertig, dann fängt ein Hindernisparcours durch die Baustelle an. Der Ausgang endet in einem Schuttberg, man muss das Gepäck über ein rutschiges Brett hochhieven, dann auf der anderen Seite runter, anschließend durch eine Riesenpfütze ziehen, in der drei Bretter liegen, die beim Betreten wegrutschen. Weil einige toll mithelfen, können wir schon um 18.45 Uhr weiterfahren.

Um 20.10 Uhr erreichen wir schließlich die Zollstation, die aber eigentlich schon geschlossen ist. Für uns macht sie um halb neun noch einmal auf. Also schneller Gang zum Plumpsklo, dann Warten. Wieder alles ausladen, alles durch den Scanner und auf der anderen Seite wird alles in chinesische Busse umgeladen – auch wir, denn unsere Busse müssen erst die chinesische Zulassung bekommen. Beim Gepäck gibt es Irritationen, denn einer unserer Koffer ist nicht zu sehen (wir erinnern uns: einer fehlt ohnehin schon!). Klaus, aber auch andere Mitreisende bestehen darauf, dass noch mal ausgeladen wird und jeder seinen Koffer identifiziert, denn neben uns steht ein Bus voller Australier, deren Gepäck ebenfalls umgeladen wurde. Gottseidank war das die letzte Grenzkontrolle auf  dem Weg nach Shanghai!
Um 22.20 Uhr geht es schließlich weiter, bis es nach zehn Minuten Fahrzeit heißt: Kontrolle. Alle aussteigen, Pässe zeigen, die sollten gescannt werden, aber der Scanner geht nicht, deshalb werden sie von Hand abgeschrieben. Das dauert.

Auf der chinesischen Seite sehen die Berge ganz anders aus.

Ziemlich groggy erreichen wir schließlich weit nach Mitternacht das Hotel Radisson Blue in Kashgar. Noch kurz was essen, unter die Dusche und ab ins bequeme Boxspringbett. Was für ein Genuss!

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.