Welch ein Gegensatz: gestern noch Mehrbettzimmer und Plumpsklo in Sary-Tash und jetzt Vier-Sterne-Hotel mit allem Komfort! Wir genießen den besichtigungsfreien Tag und das reichhaltige Frühstück, geben Wäsche in die Reinigung und machen einen kleinen Spaziergang in der Nähe des Hotels.
Was uns schon gestern aufgefallen ist: die massive Polizeipräsenz. An der Einfahrt zum Hotel ist ein fest eingerichteter Posten. Ein Tor aus dicken Stahlrohren, Nagelbrett und Stacheldraht sollen verhindern, dass Unbefugte auf das Gelände gelangen. Und die Hotelangestellten müssen täglich üben, wie sie Terrorosten abwehren.

Selbst die Hotelangestellten müssen Terrorabwehr üben.
An den Straßen gibt es alle 400 Meter eine Polizeistation, und dazu kommen mobile Kontrollposten an allen größeren Straßen. Aufnahmen von Polizisten, Soldaten, Grenzern und deren Einrichtungen unterlassen wir tunlichst, um langwierige Verwicklungen zu vermeiden. Eine derartige Überwachung gibt es in anderen Teilen Chinas nicht, versichern unsere Begleiter, was auch der Korrespondent Frank Sieren bestätigt.
In der autonomen Provinz Xinjiang (Uighurien) allerdings ist die Angst vor Terroranschlägen groß, und das hat Gründe. Die Autonomie beschränkt sich auf kulturelle und religiöse Dinge, aber alle wichtigen Posten und gut bezahlten Jobs sind von Han-Chinesen besetzt. Die Uighuren profitieren kaum von der Erschließung der Öl- und Gasvorkommen in der Taklamakan-Wüste und werden durch die Ansiedlungspolitik der Zentralregierung allmählich zu einer Minderheit im eigenen Land. Die Jugendarbeitslosigkeit unter Uighuren liegt in manchen Gegenden über 50 Prozent. Da überrascht die zunehmende Radikalisierung nicht. Um die Lage in den Griff zu bekommen, hat man den auf diesem Gebiet erfahrenen Gouverneur von Tibet geholt, der die massiven Polizeikontrollen eingeführt hat.
Was noch auffällt: Viele alte Häuser werden abgerissen und durch Hochhäuser ersetzt. Daneben werden aber auch große Parks angelegt. Die Millionenstadt Kashgar ist sehr grün und wird ihrem Oasencharakter immer noch gerecht. Verblüfft sind wir über die große Zahl an Motorrollern in allen Varianten, die auf den Radwegen, aber auch auf der Straße unterwegs sind. Fahrräder sieht man dagegen sieht man im Straßenverkehr so gut wie gar nicht (2 in 3 Tagen). Als Fußgänger muss man vor den Rollern sehr auf der Hut sein, denn man hört sie nicht. Alle fahren elektrisch – China ist uns hier weit voraus.

Elektro-Motorroller in allen Varianten, sogar als Taxi.
Ansonsten hat man es mit der Umwelt nicht so. An vielen Stellen liegt Abfall, und ein Bach, den wir bei unserem kurzen Rundgang überqueren, ist eine stinkende Kloake. Da sind wir froh, wieder im Hotel zu sein. Ach, noch ein kleines Erlebnis: Plötzlich ertönt von der Straße die Melodie von „Happy birthday to you“ – aus einem Straßenreinigungs-Fahrzeug. Für solche Spielereien sind Chinesen immer zu haben.
Den Rest des freien Tages nutzen wir, um den Blog ein Stück weit zu aktualisieren und zu entspannen. Der Tag endet mit einem riesigen Buffet mit Folklore im Hotel. Der aus Österreich stammende Direktor ist bemüht, uns etwas Besonderes zu bieten