Tag 29: Kashgar 2


Nach chinesischen Maßstäben ist Kashgar mit 1,4 Millionen Einwohnern (mit Umland doppelt so viel) fast noch eine Kleinstadt. Zu ihrer Blütezeit hingegen war sie eine der größten Ansiedlungen in dieser Region. Die beiden Arme der Seidenstraße, die im Norden und Süden der Taklamakan-Wüste entlang führten, kamen hier wieder zusammen. Hier trennte sich dann erneut der Weg der Karawanen, die entweder durch das Pamir-Gebirge Richtung Pakistan oder nach Nordwesten nach Usbekistan zogen, woher wir gekommen sind.
Die Kerwansereien der Oasenstadt boten bis zu 600 Menschen und ebenso vielen Tieren Platz. Hier konnten sich die Händler mit frischen Tieren versorgen oder ihre Waren mit anderen tauschen, denn in der Regel haben sie nicht die ganze Strecke zurückgelegt, sondern sich nach Teiletappen wieder auf den Heimweg gemacht.

Von einer dicken Mauer geschützte Altstadt von Kashgar.

Heute ist von den Kerwansereien nichts mehr zu sehen. Man hat allerdings große Teile der Altstadt für die Touristen wieder aufgebaut. Der neuere Teil wird hingegen gerade für neue Wohnhäuser platt gemacht.

Spektakel für Touristen: die Öffnung der Tore zur Altstadt von Kashgar.

Für uns beginnt der Besichtigungstag am Tor zur Altstadt, an dem täglich um 10 Uhr eine Öffnungsshow stattfindet. Anschließend werden wir durch Museumsstraßen geführt mit Handwerkern und Shops, besichtigen erneut eine Moschee und essen am Eingang der Altstadt. Gitta hat Verdauungsprobleme und macht sich mit einem weiteren Kranken aus unserer Gruppe per Taxi auf den Weg ins Hotel.

Ein Schmied bei der Arbeit.

Wir haben noch eine gute Stunde Zeit bis zur Weiterfahrt und ich bummle wie viele andere durch weniger museale Straßen. Hier sind auch die Einheimischen unterwegs, darunter viele Schüler auf dem Heimweg. Ich kaufe für Gitta ein wenig Obst zu einem lächerlich niedrigen Preis. Dann geht es weiter zum „Grab der duftenden Konkubine“.
Unterwegs erfahren wir von unseren Begleitern, dass die Unruhen in Xinjang auf die Wirtschaft durchgeschlagen sind. Der ohnehin schwache Tourismus ist fast völlig eingebrochen, und neu gebaute Stadtteile für hunderttausend Menschen stehen leer. Angeblich einziger westlicher Ausländer in Kashgar ist der Hoteldirektor aus Österreich.

Auch dem Abendessen im ehemaligen britischen Generalkonsulat, das unter Denkmalschutz steht, bleibt Gitta fern. Essen wieder sehr lecker, dazu gibt es einen 50prozentigen Reisschnaps – gewöhnungsbedürftig.

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