Tag 32: Kucha – Korla

Eigentlich wollten wir ja um 9 Uhr fahren, aber auch heute gibt es wieder eine Verzögerung, weil in den Hotels zumindest in dieser Region genau kontrolliert wird, ob nicht jemand etwas mitgenommen hat. Gestern war es ein Teebeutel, heute vermisst das Hotel einen Wäschebeutel im Wert von 3 Yuan – umgerechnet 40 Cent. Außerdem hat ein Mitreisender sein Schlüsselkärtchen im Zimmer liegen lassen. Und das Housekeeping beginnt erst mit seinem Check, wenn alle Karten vorliegen.
Solche Verzögerungen können immer wieder passieren, denn wer weiß schon, was standardmäßig für die Gäste bereitliegt und was davon umsonst ist. Am Abend machen wir im Hotel in Korla mal einen Check – kein Wäschebeutel, aber eine Preisliste für die Wäsche, der Kühlschrank ist leer, aber auch hier gibt es eine Liste, und neben dem Wasserkocher steht eine Holzschachtel mit vier Teebeuteln und Tassen, aber ist der Tee auch umsonst? An den beiden Wasserflaschen steht dagegen „with Compliments“, und kostenloses Wasser war bisher immer üblich. Auch im Bad ist nicht immer klar erkennbar, was zur kostenlosen Verwendung gedacht ist. Da gibt es auch Rasier- und Zahnputzsets und in einem Fall sogar kleinstverpackte Unterwäsche nebst Kondomen. Wir lassen von allem die Finger, was nicht nach Duschgel und Shampoo aussieht.

Die Ruinenstadt und die umgebende Landschaft sind beeindruckend.

Doch zurück zum Tagesverlauf: Um zehn Uhr sind wir bei der Ruinenstadt Subashi, die eigentlich schon am Vortag auf dem Programm stand. Die Gruppe Shanghai verzichtet darauf, den Besuch nachzuholen – ein Fehler, denn die Reste der beidseits des Kucha-Flusses gelegenen Klosterstadt aus dem 4. Jahrhundert und die umgebende Landschaft sind beeindruckend. Wolfgang berichtet uns einiges über buddhistische Architektur. Neben Resten der dicken Klostermauern stehen drei Stupas – Vorläufer der in ganz Asien zu sehenden Pagoden, und das alles aus Lehm gebaut, der sich in der trockenen Luft gut halten kann.

Paar in der Altstadt von Kucha am Rand der Taklamakan-Wüste.

Noch ein kurzer Stop an der „Altstadt“ von Kucha, die aber nichts Historisches an sich hat, sondern nur noch nicht modernen Hochhäusern Platz machen musste. Wir bummeln kurz durch schlichte chinesische Straßen, während unser Begleiter Chen Jun (auch „Franz“ genannt) frisches Fladenbrot für unsere Mittagsrast kauft. Das reicht uns beim Stop an einer Autobahnraststätte zusammen mit Melonenschnitzen als leckere Mahlzeit.

Gitta dopt sich mit ihrem ersten Red Bull.

Heute haben wir nur 300 Kilometer zu fahren, und das auf guter Autobahn. Allerdings bremsen uns auch heute die Mautstellen und ein Polizeiposten, wo alle durch eine genaue Passkontrolle müssen. Doch kurz nach 17 Uhr sind wir am „Pear City Garden Hotel“ in Korla, einer „Kleinstadt“, die aber deutlich mehr Einwohner haben dürfte als die offiziell angegebenen 400 000, es sei denn, die vielen Hochhäuser stünden leer. Hier lebt man von der Verarbeitung von Öl und Gas aus der Taklamakan-Wüste, aber auch von der Landwirtschaft, denn Korla war schon zur Blütezeit der Seidenstrasse eine wichtige Oasenstadt.

Wir bummeln nach dem Abendessen noch ein wenig durch die Stadt. Gitta hatte in Kucha hübsche Sonnenschirme gesehen, aber da hatten wir zu wenig Geld dabei. Hier finden wir zwar Schirme, aber   ein wenig zu teuer. Frustriert versuchen wir, an der Hotelbar noch etwas zu trinken, aber außer warmem Bier und saurem Rotwein ist in dieser Gegend wenig zu bekommen, und der Barmann muss auch erst von der Rezeption angerufen werden. Selbst im Blue Radisson in Kashgar musste nach einem Gin Tonic gesucht werden. Am nächsten Morgen erfahren wir, dass es im Kiosk nebenan ein kühles Tuborg für wenig Geld gegeben hätte.

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