Tag 40: Zhangye – Lanzhou

Die Tempelanlage in Zhangye strahlt Ruhe aus. Den liegenden Buddha darf man allerdings nicht fotografieren.

Wie krass die Unterschiede in China sind, wird uns immer mehr bewusst, je weiter wir uns vom eher unterentwickelten Westen in Richtung Osten entfernen. „Kleine Provinzstädte“ der dritten bis vierten Kategorie (so werden hier die Städte eingeteilt) mit 1,5 bis 2 Millionen Einwohnern, Hochhäuser mit 30 Stockwerken und mittendrin eine uralte Tempelanlage aus dem 11. Jahrhundert, die angeblich schon Marco Polo gesehen hat, mit einem 34,5 Meter langen schlafenden Buddha. Für uns einer der schönsten Orte, die wir bisher in China gesehen haben, weil alles andere teils im 20. Jahrhundert, teils erst vor Kurzem ziemlich disneyhaft renoviert wurde. Die Tempelanlage in Zhangye strömt vollkommene Ruhe aus, ist sehr harmonisch – und morgens um 8 Uhr auch noch menschenleer. Ein toller Kontrast zum Gewusel draußen auf den Straßen.

Erinnert an römische Legionäre, die in China geblieben sind.

Auf der Weiterfahrt nach Lanzhou machen wir einen spontanen Abstecher in eine kleine Stadt, die angeblich von römischen Legionären gegründet sein soll, die sich nach einer verlorenen Schlacht gegen die Perser 53 v. Chr. nach Osten verlaufen haben und im heutigen China gelandet sind. Angeblich sind etliche Leute dort „von großem Wuchs und mit hellen Haaren und Augen“. Wir sehen allerdings nur Chinesen und eine überlebensgroße Statue eines römischen Legionärs.
Zurück zu den Kontrasten. Es fährt selbst im chinesischen Armenhaus Uigurien eine Menge richtig dicker Autos rum. Und je weiter wir nach Osten kommen, desto mehr. Wer hier reich ist, der muss das auch zeigen, so werden wir von unseren Führern aufgeklärt. Die Vorstellung, dass ein Volk mit 1,4 Milliarden Einwohnern autotechnisch so aufrüstet wie wir, ist natürlich klimatechnisch mehr als beängstigend und kann eigentlich nur zur Katastrophe führen. Andererseits fahren hier fast nur elektrisch angetriebene Motorroller rum und das Land wird in einem unvorstellbaren Ausmaß mit Bäumen aufgerüstet.

Ob an Berghängen oder Straßenrändern: in China wird überall gepflanzt.

Auf schmalsten Terrassen werden ganze Wälder gepflanzt, der Saum der Wüsten ist mit dicht an dicht gepflanzten Pappeln begrünt. Wir sehen riesige Solarfelder, große Windparks und erfahren, dass in Peking Fahrverbot herrscht – aufgeteilt nach Autonummern. Und wenn wir unsere Befürchtungen in Sachen Klima gegenüber unseren Experten äußern, hören wir sowohl von den deutschen wie von den chinesischen immer eine Antwort: „China hat in 30 Jahren 200 Jahre westliche Industriegeschichte nachgeholt. Auch beim Umweltschutz wird das Land im Sauseschritt aufholen.“ Das passiert natürlich auch schneller in einem Land, in dem sofort umgesetzt wird, was die Regierung beschließt. Wenn die chinesische Regierung Elektroautos durchsetzen will, dann geht das innerhalb kurzer Zeit, vor allem bei der Infrastruktur, die zum Aufladen notwendig ist. In China wird dann sicherlich in Nullkommanix ein entsprechendes Netz aufgebaut. Wir werden sehen, was passiert.

Dicke Autos sind Statussymbole: Wer Geld hat in China will das auch zeigen, auch der Verwalter einer buddhistischen Tempelanlage, der hier seinen Audi Q7 parkt.

Am Abend sind wir wieder in einer Provinzstadt. Laut Reiseführer hat Lanzhou über drei Millionen Einwohner, aber unser örtlicher Begleiter sagt, es seien bereits über vier Millionen. Wenn man die vielen Hochhäuser sieht, die in Windeseile hochgezogen werden, dürften es bald noch mehr sein. Wir wohnen sehr angenehm im Crowne Plaza Hotel. Endlich eine richtig gut funktionierende Dusche in einem großen Zimmer mit komfortablem Bad.

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