Allmählich greifen hier die gruppendynamischen Prozesse. Einige unserer Mitreisenden sind mit den Reiseleitern unzufrieden, weil nicht alles so zack-zack geht wie in Deutschland. Schade. Schließlich machen wir diese Reise, weil wir andere Kulturen und andere Länder und Denkweisen kennenlernen wollen. Es geht so weit, dass das Wetter nicht passt – es ist dunstig, und die Fotos werden nicht so gut wie erwartet. Aber naja.

In bester Lage: die Buddha-Grotten von Betelik
Morgens geht es in die „flammenden Berge“, ein rotes Sandsteingebirge, das in der chinesischen Geschichte eine große Rolle spielt. Dort sind auch die Grotten von Bezeklik, Höhlen, die zwischen dem 5. und 14. Jahrhundert von buddhistischen Mönchen angelegt und ausgemalt wurden. Wunderschön und eingebettet in eine wirklich dramatische Landschaft. Leider haben Anfang des 20. Jahrunderts deutsche Ausgräber ( Buchtitel: „Foreign devils on the silk-road“) in all diesen Höhlenklostern und Städten die schönsten Gemälde entfernt und nach Deutschland geschickt, wo sie im zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört wurden. Fairerweise muss man sagen, dass sie auch in China nicht vor Zerstörung sicher gewesen wären. Im Shop bei den Grotten kaufe ich mir einen Sonnenschirm. Mit Pünktchen!

Eine riesige Rutsche in der Nähe der Grotten
Freizeitpark China: In dem roten Sandsteingebirge, wo weit und breit nichts ist als diese Höhlenkloster, hat man ein riesige, steile Rutsche von 80 bis 100 Metern Länge angelegt. Chinesen lieben einfach Unterhaltung!
Danach schauen wir die Ruinenstadt Gaochang an, die frühere Hauptstadt der Uighuren, die im 12. Jahrhundert von den Mongolen zerstört wurde. Dort gleiten wir in lautlosen Elektrokarren durch das ungemein große Ausgrabungsgelände. Sehr angenehm bei 43 Grad Außentemperatur. Auf dem Weg dorthin hatten wir auch den tiefsten Punkt unserer Reise erreicht: minus 118 Meter.
Zum Essen geht es zurück nach Turfan, eine ausgesprochen hübsche Oasenstadt inmitten von Weinfeldern. Noch machen die Chinesen hauptsächlich Rosinen aus den Trauben (viele Moslems), aber man ist dabei umzustellen, denn Frankreich und Italien können bald den chinesischen Weinmarkt nicht mehr bedienen. Wie diese Weinfelder mitten in der Wüste bewässert werden, schauen wir uns dann am Nachmittag an. Das Karez-Bewässerungssystem gehört neben der chineischen Mauer und dem Kaiser-Kanal, der seit 2000 Jahren Wasser über 2000 Kilometer vom Süden in den Norden transportiert, zu den drei größten chinesischen Bauwerken.

Wein wohin man blickt: in den durchlöcherten Häusern werden die Trauben zu Rosinen getrocknet.
Dann kommt wieder ein kurzer Abenteuer-Einsatz: Ein paar Reisegäste (ich gestehe, dass ich dazugehöre) wollen das Emin-Minarett sehen. Weil noch Zeit ist, sind die Reiseleiter einverstanden. Wir setzen vier Gäste am Hotel ab und dann geht es über teils schmale Straßen nach dem Navi des Reiseleiters Richtung Moschee. Dort ist aber der Eingang verlegt. Drei Reiseleiter starren auf ihr Smartphone, wir wandern gut anderthalb Kilometer rund um das ganz Gelände bis zum Eingang, nur um festzustellen, dass es von dort, wo der Bus stand, nur ein paar Meter bis zum Eingang gewesen wären. Manchmal sollte man den Menschen das Handy einfach wegnehmen und eher auf den gesunden Menschenverstand vertrauen, so die Meinung der – zugegeben eher älteren – Reiseteilnehmer.
Am Abend gibt es ein wunderbares uighurisches Essen in einem netten Lokal. Nach chinesischer Sitte: Fleisch, Gemüse, Reis eher gegen Ende, dann Obst und zum Schluss noch zwei Spezialitäten mit Fleisch. Und wieder gibt’s Kritik an der Reihenfolge („Warum Fleisch nach dem Obst?“). Der Rückweg zum Hotel führt durch einen kleinen Park mit See und einer kleinen Tanzfläche, wo die Chinesen eifrig das Tanzbein schwingen. Getanzt wird hier viel und gut.

Tänzer im Park: im Hintergrund unser Hotel.