Tag 25: Fergana

Hier wird die Seide von den Kokons abgewickelt.

Heute ist mal Shoppen angesagt. Wir besichtigen erst eine Seidenweberei in Margellan, in der Stoffe im traditionellen Ikat-Muster (schöne Grüße an Miriam) hergestellt werden. Ist schon ein aufwändiger Prozess. Und am Ende ging es natürlich in den Shop.

Hier wird noch auf alten Webstühlen gearbeitet.

Alles Seide: Die fertigen Produkte werden im Shop präsentiert.

Der Töpfer ist ein wahrer Meister.

Anschließend stand der Besuch bei einem Töpfer in Ristan auf dem Programm. Jetzt hat die Schälchen-Sammlung Zuwachs bekommen – aber nur einen ganz kleinen. In der Töpferei wurde uns dann unterm schattigen Weinlaub-Dach ein leckeres Mittagessen serviert.
Ausnahmsweise waren wir mal recht früh im Hotel, Klaus hat die Gelegenheit genutzt, in den Pool im Garten zu springen.
Am Abend ist dann unser neuer Experte Frank Sieren, seit 20 Jahren Korrespondent in China, erst bei der Zeit, jetzt beim Handelsblatt, mit seinem ersten Vortrag dran. Thema: die neue Seidenstraße. Er erklärt sehr schlüssig Chinas Strategie: 1. China braucht einen neuen Handelsweg nach Westen, mit dem Schiff dauert die Auslieferung der Waren viel zu lange, mit dem Flugzeug ist es zu teuer. 2. Die zentralasiatischen Staaten, durch die die Seidenstraße führt, sind politisch unstabil. Wenn China in diesen Staaten für Infrastruktur sorgt, gibt es Arbeitsplätze, dem Land geht es besser und die Menschen sind weniger anfällig für Aufruhr. 3. China will seine Handelsbeziehungen ausbauen. Mehr dazu, wenn ich meine Notizen wiedergefunden habe.

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Tag 24: Tashkent – Fergana

Heute geht es weiter in den „Garten Zentralasiens“ – das fruchtbare Fergana-Tal, das weit nach Kirgistan hineinreicht. Wir „dürfen“ uns in Pkw über den Pass fahren lassen – angeblich, weil mal ein Bus dort verunglückt ist. Unsere Busse müssen leer hinterherfahren. Die Straße allerdings ist so was von harmlos. Dagegen ist jeder Alpenpass eine Herausforderung. Es geht also eher um eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

Eigener Fahrer: Unser Bus muss leer über den Pass ins Fergana-Tal fahren.

Unsere Fahrer stehen um halb zehn vor dem Hotel. Wir bekommen sogar ein Auto für uns beide, denn es sind insgesamt zehn da. Später erfahren wir, dass sie schon von Fergana hergefahren sind. Da wundern wir uns nicht mehr, dass unser Fahrer dauernd gähnt, denn nach unserer Schätzung muss er schon vor vier Uhr gestartet sein. Mit unseren Bussen und den Fahrern würden wir uns deutlich sicherer fühlen. Die Strecke beträgt zwar nur 324 Kilometer, aber unterwegs gibt es Polizei- und Militärkontrollen. Es gab Unruhen unter den Minderheiten in diesem Gebiet, auf das zudem das benachbarte Tadschikistan immer wieder Anspruch erhebt. Und auch Afghanistan ist nicht weit. Da wundern wir uns über die Militärposten und großen Kasernen nicht.

Von der Pass-Höhe aus sind schon die bis zu 7500 Meter hohen Berge des Pamir zu sehen.

Die Landschaft steht in krassem Gegensatz zu den Steppen und Wüsten im Nordwesten Usbekistans, und die Häuser und Dörfer sehen ganz anders aus. Hier grünt und blüht es überall. Gehwege vor den Häusern und Innenhöfe sind zum Schutz vor der Sonne mit Wein überrankt. Auf 300 Kilometern erstreckt sich das fruchtbare Tal, das vom Wasser des Flusses Syrdaya lebt.

Wege und Höfe im Fergana-Tal sind mit Wein überrankt.

Auch der Garten des Hotels „Asia“, das wir am späten Nachmittag erreichen, ist ein blühendes Paradies mit einem verlockenden Swimmingpool. Gut, dass wir hier zweimal übernachten. Nur das Internet ist sehr lahm, so dass wir mit unserem Blog in Rückstand geraten.

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Tag 23: Samarkand – Tashkent

Tagesziel ist die usbekische Hauptstadt Tashkent, die 1966 von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht wurde. Die Sowjets hatten wenig Interesse am Aufbau von Baudenkmälern. So wurden nur wenige Prachtbauten nach der Unabhängigkeit des Landes rekonstruiert – die große Moschee und eine Koranschule, in der der älteste handgeschriebene Koran der Welt aus dem 14. Jahrhundert liegt. Ein wahrhaft riesiges Buch – sehr beeindruckend.

Immer wieder „schmücken“ Botschaften die Landschaft.

Abfahrt ist schon um 7:45 Uhr, damit wir nachmittags noch die Sehenswürdigkeiten bestaunen können. Es sind doch gut 300 Kilometer zu fahren, und die Straße ist nur zum Teil frei von Schlaglöchern. Erst einmal geht es durch ein großes Industriegebiet. Hier baut MAN Lastwagen und demnächst auch Busse. Da wundert es uns nicht mehr, dass alle neueren Lkw im Lande von MAN sind, aber kein Mercedes oder Volvo zu sehen ist. MAN hat im Lande auch einen TÜV eingerichtet – für Mercedes-Lkw vermutlich eine schwer zu nehmende Hürde. Dass aber sonst nur ältere Lastwagen aus Sowjet-Produktion zu sehen sind, hat einen anderen Grund: Auf Autos, die nicht im Lande hergestellt werden, sind 80 Prozent Steuern fällig. Deshalb sind an Pkw auch nur ebenfalls in Usbekistan gebaute Chevrolets unterwegs – neben alten Ladas aus Russland.

MAN baut Lkw in Usbekistan und hat dem Land den TÜV gebracht.

Ein kleiner Chevi kostet hier nur 5000 Dollar, genau soviel ist für die sechssitzigen Kleinbusse hinzulegen, die massenweise als Sammeltaxis unterwegs sind. Eine größere Limousine kostet 9000 Dollar. Für die Usbeken werden die Autos aber immer teurer, weil ihre Währung So’m rapide an Wert verliert, sie aber den Kaufpreis seit kurzem in Dollar zahlen müssen.

In Usbekistan feiert man den Internationalen Kindertag.

Kurz vor Zwei erreichen wir Tashkent und fahren an einem Park vorbei, vor dem es nur so wimmelt an Erwachsenen und Kindern. Der Grund: Es ist internationaler Kindertag, und da unternehmen anders als bei uns Eltern oder Großeltern in Usbekistan etwas mit den Kleinen. Wir sehen auch das prächtige neue Stadion. Die Usbeken können zwar nicht Fußball spielen, sind aber absolute Fans des Spiels. Im hiesigen Fußballsender wurde sogar über die Relegation Wolfsburg – Braunschweig berichtet.

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Tag 22: Samarkand

Auch bei der großen Besichtigungstour heute bleibt Gitta lieber im Hotel, um sich gesund zu schlafen. Vom Pamir-Gebirge, das im Dunst allerdings nicht zu sehen ist, weht ein frischer Wind herunter und es ist angenehm kühl.

Handgeschöpft: Papier aus der Rinde des Maulbeerbaums.

Erste Station ist eine Papiermanufaktur außerhalb der Stadt, in der uns vorgeführt wird, wie man aus der Rinde des Maulbeerbaumes Papier macht. Ein mühsames Geschäft. Natürlich gibt es in der Museumswerkstatt auch alle Möglichen Sachen aus dem tatsächlich sehr hochwertigen und strapazierfähigen Material zu kaufen.
Zu den weiteren Stationen gehört eine Sternwarte aus dem 15. Jahrhundert, die ein Enkel des usbekischen Nationalhelden Timur errichten lassen hat, und mit deren Hilfe er unter anderem die exakte Dauer eines Jahres bis auf wenige Sekunden berechnet hat.
Nächstes Ziel war eine alte Gräberstadt. Hier liess der Herrscher Timur, weil er hinkte, auch Timur der Lahme genannt, im 14. Jahrhundert mehr als 20 Mausoleen für seine nächsten Angehörigen, Freunde und Feldherren errichten. Die riesigen kuppelgedeckten Gebäude sind mit prächtigen Kacheln und Zeichnungen geschmückt.
Timur führte einen Mongolenstamm an und stammte von Dschingis Khan ab. Seine Heere hatten in Zentralasien eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Im Westen drangen sie bis an den Bosporus und im Süden bis Indien vor. Samarkand machte er zu seiner Hauptstadt und ließ dort Sklaven für die Prachtbauten schuften.
Was sich die Handwerker an Schmuckelementen so alles einfallen ließen, ist in der kleinen Bildergalerie zu sehen:

Die Besichtigung ging nach dem Mittagessen weiter mit der größten Moscheenanlage Usbekistans, die Timurs Lieblingsfrau Bibi am Ende des 14. Jh. bauen ließ, um ihren Gatten nach einem siegreichen Feldzug gebührend zu empfangen. Über 600 Jahre verfielen die Gebäude in Samarkand, erst vor 30 Jahren begann man wie bei den meisten anderen Baudenkmälern in Samarkand mit der Rekonstruktion. Zum Abschluss stand noch ein Basar auf dem Programm, aber mit dem in Buchara konnte er nicht mithalten.

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Tag 21: Buchara – Samarkand

Halsweh, Fieber, Schüttelfrost – der Tag fängt nicht gut an. Der Abschied von Buchara fällt uns schwer. Die Stadt ist wirklich märchenhaft schön und man wird überhaupt nicht angebettelt oder angemacht. Allenfalls wollen junge Menschen ein Foto mit uns machen. Aber wir wollen weiter nach Samarkand.

Fund beim Stop in der Wüste: Vermutlich der Kieferknochen eines Kamels.

Unterwegs machen wir „technische Pause“ bei einer ehemaligen Kerwanserei mit einem hohen Turm. Solche Kerwansereien gab es alle 40 Kilometer, das ist die Strecke, die ein Kamel in der Regel gut schafft. Und die Türme dienten als Leuchttürme, denn die Karawanen waren nachts unterwegs, weil es da kühler war.
In Samarkand kommen wir mittags an, nach Schaschlik-Essen geht’s erst mal ins Hotel, wo ein ziemliches Chaos mit unserem Gepäck entsteht. Leider ist das Hotel nicht in der Innenstadt, die Wege sind weit. Aber mit dem Bus kommen wir dann doch noch zum Timur-Mausoleum und zum schönen Registan-Platz (Sandplatz) mit ausführlichen Besichtigungen. Am Abend geht Klaus dann allein zum Essen, ich leg mich ins Bett.

Eindrucksvoo: der Registan-Platz in Samarkand

Und noch mal der Platz bei Nacht

Damit war Gitta gut beraten, denn wir sitzen im Freien in einem Restaurant mit Disko. Heute war es für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich kühl und der Wind am Abend bescherte weiteren Mitreisenden eine Erkältung. Leider erschwert die laute Musik Gespräche in unserer Runde. Den Einheimischen allerdings gefällt’s. Nebenan ist übrigens ein Hochzeits-Restaurant. Vor der Tür stehen eine Kutsche und eine weiße Stretchlimousine – die Brautpaare haben die Wahl, was sie für 500 Dollar mieten möchten. Gemietet wird auch das aufwendige Hochzeitskleid für bis zu 1000 Dollar.  Zu einer normalen Hochzeit werden mindestens 200 Gäste eingeladen, aber normal sind rund 500, und zahlen muss der älteste Bruder der Braut, wie unser Begleiter Oybek berichtet. Er musste schon drei Hochzeiten ausrichten.

Hochzeitssaal in Samarkand: Kutsche oder Stretchlimousine?

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Tag 20: Tag in Buchara

Bunte Lichterketten überall: Buchara am Abend.

Wenn ich Lichterketten zu verkaufen hätte, würde ich einen Handel in Usbekistan aufmachen. Die Menschen hier lieben bunte LEDs über alles, zumindest in den größeren Städten. Schon beim Festival gestern Abend blinkte und leuchtete es überall in bunten Farben, und während wir im eher bescheidenen Chiwa am Abend unsere Taschenlampen für den Rückweg vom Restaurant zum Hotel brauchten, konnten wir in Buchara gut darauf verzichten. LED-Bänder an vielen Gebäuden leuchteten uns heim.

Der Basar ist auch ein Augenschmaus.

Heute ist wieder Besichtigung angesagt. Wer zählt noch die Moscheen und Medresen (Koranschulen), die wir mittlerweile schon gesehen haben. Zum Glück hat sich das Wetter über Nacht verschlechtert – das heißt, es ist bewölkt und soll nicht viel wärmer als 30 Grad werden. Er habe die ganze Nacht dafür gebetet, sagt unser Begleiter Oybek.
Wir erleben einen großen Basar, auf dem die Einheimischen einkaufen. An dem Platz, auf dem gestern das Festival stattfand,  steigen wir in die Reste der Festung hinauf. Interessant: ein kleines Museum zum Thema Wasser. Wir dürfen auch eine „aktive“ Freitagsmoschee von innen besichtigen – natürlich ohne Schuhe. Der Wächter schaltet für uns sogar die Festbeleuchtung an: Lichterketten und ein kitschiger Kronleuchter.

Ali Baba und die 40 Räuber in der Puppenmacher-Werkstatt.

Unser Weg führt uns weiter durch einen Park an historischen Bauten vorbei zu einem künstlichen Teich mit lustigen Tretbooten. Daneben ein Rummelplatz mit Kettenkarussell, Riesenrad und anderen Attraktionen, dazu lauschige Cafés unter schattigen Bäumen.
Mit dem Bus zurück zum Hotel. Nach dem Mittagessen führt uns Oybek zu wahren Meistern ihres Fachs: einem Kalligraphen und Miniaturenmaler sowie einem Puppenmacher. Wir widerstehen der Versuchung, eines der sehr schönen Bilder zu kaufen. Auch eine Werkstatt für gestickte Tücher steht auf dem Programm. Dann zwei Stunden Pause bis 17 Uhr. Wir vervollständigen unseren Blog. Außerdem hat Gitta noch einen Beitrag für den offiziellen Bericht abzuliefern. Leider ist das Internet im Hotel sehr schwach, so dass wir nur einen Teil unserer Werke hochladen können.
Nach dem Abendessen mit schwacher Folklore-Einlage kommen wir mit zwei Teilnehmerinnen einer nordamerikanischen Gruppe ins Gespräch, die mit ihren Mitreisenden nicht so zufrieden sind. Apropos Mitreisende: Vor dem ersten Platzwechsel saßen neben und hinter uns zwei pensionierte Chefärzte, die beide in Bremerhaven geboren sind. Da gab’s natürlich viel Gesprächsstoff. Beide und auch ihre Frauen sehr nett.
Zum Schluss noch ein Spruch zum Tage: „Europeans have no idea of space“, sagte eine Kanadierin, mit der Klaus ins Gespräch kam, lachend, als ich ihr erzählt habe, dass ich völlig geplättet bin von der Größe dieser Länder. Allein Kasachstan hat die Größe von … na? Nicht das Wischkäschtle rausholen – schätzen!
Es ist so groß wie ganz Westeuropa. Eine der Wüsten in Usbekistan ist so groß wie Polen.

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Tag 19: Chiwa – Buchara

Es wäre ja mal an der Zeit, auf unsere Mitreisenden einzugehen. Nachdem heute rund 460 Kilometer anstehen, wäre dazu eigentlich eine gute Gelegenheit, aber es gab dann doch wieder jede Menge zu sehen. Also deshalb nur ganz kurz: Wir haben es mit unserem „Team Hamburg“ gut getroffen. Es sind alles erfahrene Vielreisende, mit denen man gut auskommen und interessante Gespräche führen kann.

Doch zurück zum aktuellen Geschehen. Gutes Frühstück und Abfahrt freundlich erst um 8:45 Uhr. Ebenfalls sehr zu begrüßen: 200 Kilometer sind weitgehend schlaglochfreie Autobahn. Seit gestern können wir nachvollziehen, wie hart die Waschbrettpiste zu spüren ist, wenn man direkt auf der Hinterachse sitzt. Unseren Platz in der ersten Reihe haben wir beim zweiten Wechsel verloren. Vor und nach der Autobahn wird unser Bus wieder so kräftig durchgerüttelt, dass man das Gefühl hat, er bricht auseinander.

Ohne Wasser kein Leben: Ein kompliziertes System versorgt die Felder.

Eine verrückte Landschaft begleitet uns schon bald: auf der linken Seite Wüste und auf der anderen Seite immer wieder Felder, die natürlich künstlich bewässert werden, denn die Niederschläge sind hier deutlich geringer als die Mengen, die verdunsten. Komplizierte Rohrleitungen verteilen das Wasser in Kanälen aus dem rund 2500 Kilometer langen Amu Darja, der Wasser aus den Gletschern des Pamirgebirges heranführt und hier sehr breit daherkommt. Man mag kaum glauben, dass er am Ende nur noch ein Rinnsal ist, das vor den Resten des Aral-Sees in der Wüste versickert. Besonders krass ist der Gegensatz bei einem Stop mit Blick auf den Fluss, der hier die Grenze zu Turkmenistan darstellt.

Der Amu Darja trennt Wüste und fruchtbares Land. Unten: Mittagessen unter Bäumen.

Mitten in der Wüste dann Stop in einer Raststätte, wo wir im Schatten unter Bäumen ein leckeres Mittagessen serviert bekommen. Mittlerweile zeigt das Busthermometer 38 Grad im Schatten an. Aber die trockene Hitze ist doch gut zu ertragen und im Bus arbeitet die Klimaanlage auf Hochtouren. In Buchara, wo wir unser Hotel gegen fünf Uhr erreichen, erwarten uns sogar noch gut 40 Grad. Dennoch führt uns unser Begleiter Oybek noch vor dem Abendessen zu den nahegelegenen Sehenswürdigkeiten der Stadt, die nicht nur Dschingis Khan heftig verwüstet hat, sondern auch noch andere Eroberer. Viele Denkmäler sind daher restauriert, aber trotzdem eindrucksvoll.

Am Abend geht es dann noch zur Abschluss-Show des „Silk and Spices-Festivals“, das hier jedes Jahr stattfindet. Unter mehreren tausend Besuchern finden wir Platz auf Küchenstühlen. Hier ist einfach vieles noch improvisiert. Leider sehen wir nicht viel von der Show, weil der Bürgermeister zu spät kommt und wie bei uns endlos redet. Und um Neun müssen wir zum Abendessen.

In Buchara durften wir das Festival nur kurz genießen.

Auch beim Festival zeigt sich, wie offen hier die Menschen mit Fremden umgehen. Ein Polizist will wissen, woher wir sind, Mädchen einer Folkloregruppe möchten ein Foto mit uns und meine Sitznachbarin fragt mich ganz ungeniert aus, möchte wissen, wie alt ich bin, was ich arbeite und ob ich Kinder habe. Sie gibt aber auch bereitwillig Auskunft über sich, ist 30 Jahre alt, hat drei Töchter und ist DJ. Ein wirklich spannendes Land.

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Tag 18: Nukus – Chiwa

Wir sind im Orient angekommen!

Nach einem wunderbaren Frühstück im schilfbeschatteten Innenhof des Hotels in Nukus ging es durch die Wüste Kisilkum und dann an Baumwollfeldern entlang zum Fluss Amu Darja, der die autonome Republik Karalpakstan von der Region Choresm trennt.

Oybek, unser Begleiter in Usbekistan, deckt uns mit vielen Informationen ein.

Reiseleiter Wolfgang stellte uns während der Fahrt die Varianten der Seidenstraße vor, die ja nie eine einheitliche Strecke von A nach B war, sondern ein ganzes Netzwerk von Routen, auf denen die Händler mit ihren Karawanen die Waren ein Stück weit transportiert und in einer der Oasen an den nächsten weitergegeben haben. Oybek Ostanov versorgte uns mit allgemeinen Informationen über Usbekistan.

Ein paar Fakten aus der Rubrik „unnützes Wissen“ fürs Partygespräch beim Diavortrag nach der Reise: Die Lebenserwartung in Usbekistan beträgt 75 Jahre, das Durchschnittsalter liegt bei 27 Jahren (davon können wir nur träumen). 120 Völker und Nationalitäten leben in dem Land. Der höchste Berg ist über 4600 Meter hoch, der tiefste Punkt liegt 12 Meter unter Meereshöhe. Und weil wir uns immer noch schwertun, die Größe dieser Länder wirklich zu begreifen: Allein der bergige Teil Usbekistans ist dreieinhalb mal so groß wie die Schweiz, die Kisilkum-Wüste hat die Größe von Polen. So, genug der Statistik, nur noch eine interessante Info von Oybek: In einigen Gegenden Usbekistans tragen die Schulkinder einen Chip bei sich. Wenn sie das Schulgebäude betreten oder verlassen, erhalten die Eltern eine SMS – ein Traum für Helikoptermütter!
Und dann empfängt sie uns, die Stadt Chiwa, „die Wohltuende“.

Alte Mauern – zum großen Teil restauriert: Chiwa in Usbekistan.

Zunächst zum Hotel, Koffer abliefern, dann ab in die historische Altstadt. Die reich verzierten Paläste, die vier Stadttore, die Koranschulen (Medresen), die Moscheen mit ihren üppigen Verzierungen in blau, grün und weiß – die Märchen aus Tausendundeiner Nacht werden dort wahr. Wir sind überwältigt. Passend dazu erzählt uns Oybek ein paar Legenden zu den Bauwerken, mir denen wir euch nicht langweilen wollen.
Nicht ins Reich der Legenden gehören die Gelehrten, die aus dem Khanat Choresm stammen: der Mathematiker Al Choresmi zum Beispiel, der Anfang des 9. Jahrhunderts ein allgemein verständliches Buch über das Rechnen mit Dezimalzahlen geschrieben hat (der Begriff Algebra wurde aus dem Titel dieses Buchs abgeleitet). Auch den Algorithmus, der uns im digitalen Zeitalter auf Schritt und Tritt begleitet, verdanken wir ihm. Ebenfalls aus dem Khanat Choresm stammt der Mathematiker Al Beruniy, der bereits im Jahr 1018 den Erdradius mit einer Abweichung von 0,5 Prozent korrekt berechnete. Der Dritte in der Runde ist der 980 geborene Universalgelehrte, Philosoph und Arzt Avicenna (Vorbild für den „Medicus“).

Am Abend war wieder mal Folklore angesagt – aber sehr gut.

Nach so viel Bildung genießen wir das Abendessen im Hof einer ehemaligen Koranschule ganz besonders – sogar die Vorführung einer Folkloregruppe genießen wir wirklich. War schon schlimmer.
Ein Tag ganz nach dem Koranzitat, das Oybek uns vorgelesen hat:
„Wer sein Haus verlässt und nach Wissen sucht, der wandert auf Gottes Pfaden. Und wer reist, um Wissen zu finden, dem wird Gott das Paradies zeigen.“

 

 

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Tag 17: Jazlik – Nukus

Frühstück im Freien vor dem Teehaus

Sieben Männer – ein Bad: Da ist Katzenwäsche angesagt. Das Wasser ist zwar überraschend heiß, aber zum Duschen bleibt keine Zeit, obwohl es schon um halb sieben hieß: Aufstehen! Ab sieben gab es Frühstück im Freien mit kalten Spiegeleiern, Keksen und Tee. Um acht ging es weiter durch Karakalpakstan, eine autonome Region im Westen Usbekistans, die fast 40 Prozent der Fläche des Landes umfasst.
Die Straße ist wieder mal zum großen Teil in schlechtem Zustand – kein Wunder bei Temperaturen von unter minus 40 Grad im Winter und bis zu 60 Grad im Sommer. Da schmilzt der Asphalt. Deshalb werden jetzt neue Straßen aus Beton gebaut, berichtet unser Begleiter Oybek.
Außer Gas und Öl hat die Region wenig an Rohstoffen. Haupteinnahmequelle ist deshalb der Baumwollanbau, der von den Sowjets massiv ausgeweitet wurde. Zur Bewässerung wurden die Flüsse genutzt, die den Aralsee speisen, und das so massiv, dass sie zu kümmerlichen Rinnsalen werden, die in der Steppe verdunsten. Die Folge: Vom Aralsee ist nicht mehr viel übrig. Einstige Uferstädte liegen jetzt in der Steppe, und die Folgen für die Umwelt sind verheerend. Unterwegs verändert sich das Bild. Die Steppe verschwindet, die Orte werden grüner und neben der Straße sind Menschen bei der Feldarbeit zu sehen.

Kai Markus läuft nach Shanghai

Wir besichtigen noch einen riesigen Friedhof, auf dem angeblich 300000 Menschen bestattet wurden. Spannender ist jedoch die Begegnung mit dem Marathonläufer Kai Markus, der im März in Hamburg gestartet ist und wie wir nach Shanghai will. Bei diesem Stop entdecken wir auch eine Schildkröte, die einsam durch die Steppe kriecht.
Schon kurz nach zwölf sind wir in Nukus, der Hauptstadt der Region. Bis vor fünf Jahren tat sich hier nichts, sagt unser Begleiter. Doch seitdem wird gebaut ohne Ende. Woher das Geld kommt, ist nicht ganz klar. Wir fahren durch breite Straßen mit vielen Bäumen an den Seiten. Zu Mittag gibt es in einem modernen Restaurant Hähnchen auf karakalpakstanische Art – lecker. Dann geht es ins Hotel, das zwar mit den modernen Bauten in der Umgebung nicht mithalten kann, aber alles ist sauber. Das Bad ist deutlich besser als im Teehaus in der Nacht zuvor. Also erst einmal duschen, nachdem wir bei mehr als 30 Grad im Freien doch ein wenig geschwitzt haben.
Nach einem Museumsbesuch in der Nähe bleibt Zeit, um unseren Blog weiterzuschreiben, bevor wir uns zum Abendessen im Hof treffen. Auch hier wird wieder kräftig aufgetischt. Dazu werden wir von einer Familie mit folkloristischer Musik unterhalten. Gar nicht schlecht.

Zum Abendessen gab’s eine folkloristische Einlage.

Nebenbei werden wir fast zu Millionären. Oybek hat für uns die Landeswährung eingetauscht, und für 100 Dollar erhalten wir 600 000 Sum in 10 000er-Scheinen – ein dickes Bündel. Davon können wir gleich 36 000 für zwei Bier und zwei Espresso hinlegen.

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Tag 16: Kul’sary – Jazlik

Adventure!

Haben wir was von früh aufstehen geschrieben? Vergesst es! Heute gibt es um 5 Uhr Frühstück: Milchreis, Wurst, Käse, hartgekochte Eier und auf intensive Nachfrage ein bisschen Brot. Die Busfahrer haben schlecht geschlafen, weil ihre Zimmer direkt über der hauseigenen Disco lagen. Das Frühstück hebt ihre Laune nicht wirklich. Milchreis, bäh! Dabei wissen sie noch gar nicht, was heute auf sie zukommt.

An dieser Stelle blieb der Bus stecken.

Dass die Piste jenseitig schlecht ist, hat sich schon rumgesprochen, aber es geht einfach nur extrem langsam voran. Und dabei müssen wir heute 454 Kilometer zurücklegen. Bis ca. 9 Uhr geht’s noch, aber dann gibt es keine Straße mehr, nur noch ein Piste. Durchschnittsgeschwindigkeit ca. 10 Stundenkilometer. Hin und wieder gibt es eine „technische Pause“ (sprich Möglichkeit zum Pinkeln) in der Weite der karakalpakischen Steppe. Wer Glück hat, findet einen 50 Zentimeter hohen Grasbuschen zum Dahinterducken. Das Schamgefühl lässt da nach.

Jetzt ist Geduld gefragt: Erst nach zwei Stunden geht es weiter.

Und um 12 Uhr ist erst mal Pause: Der Bus steckt fest. Er sitzt hinten auf einem betonharten Sandbuckel auf und die Antriebsräder drehen durch. Chef Christian hat sich eigentlich seit drei Monaten das Rauchen abgewöhnt, jetzt steckt er sich erst mal eine an. Nach zwei Stunden harter Arbeit und vielen vergeblichen Versuchen ist nach zwei Stunden endlich der Bus wieder frei. Nur zum Verständnis: In jede Richtung waren es ca. 200 Kilometer bis zur nächsten größeren Ansiedlung. Wüste halt. Und so saßen wir zwei Stunden lang in der Mittagszeit in der Wüste – das hätte ich mir vorher auch nicht träumen lassen. Zum Glück wehte ein kühler Wind, allerdings mit unangenehmem Sand, und nicht mal die Busse gaben Schatten.

Jeder schützt sich so gut es geht.

Dann ging es auf der Schotterpiste weiter bis zur Grenze. Nach drei Stunden und dreimaligem Durchqueren des Zollraums konnten wir endlich weiter. Es war inzwischen kurz vor acht und vor uns lagen noch über hundert Kilometer. Um halb zwölf erreichten wir endlich unser Übernachtungsziel, ein Teehaus „mitten im Nirgendwo“, wie es angekündigt war. Dort warteten zwei weitere Überraschungen auf uns: Männlein und Weiblein mussten getrennt übernachten (Klaus im Siebenbettzimmer, bei uns waren es zehn, mit jeweils einer Toilette und einem Waschbecken mit dünnem Wasserstrahl) und eine Folkloregruppe aus Nukus war extra 250 Kilometer weit angereist, um uns beim Abendessen zu unterhalten. Also war es ca. 2 Uhr, bis wir unser karges Nachtlager beziehen konnten.

Viel Spaß zu siebt im Zimmer.

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